Gemeinschaft statt Kommerz

Eine der beliebtesten Veranstaltungen in der Gemeinde Untergruppenbach (Landkreis Heilbronn) verdankt ihre Entstehung einer Frotzelei unter Freunden. Die Familien Möhle und Weinert hatten ihren Spaß damit zu behaupten, „das können wir auch“, wann immer von einem Advents- und Weihnachtsmarkt die Rede war. Wirklich ernst gemeint war die Eigeninitiative nicht. Doch eines schönen Tages, mitten im Sommer bei brütender Hitze, stand der Entschluss fest: „Jetzt machen wir’s.“

Allen Unkenrufern zum Trotz verfolgten die schaffigen Organisatoren ihre Idee eines Adventsmarktes im Ortsteil Donnbronn. Ländlich, dörflich, gemütlich sollte er sein, kein Kitsch, kein Kommerz. Auf Anhieb fanden sich so viele Gleichgesinnte, dass 1997 bei der Premiere 30 Stände und Verpflegungsstationen aufgebaut werden konnten. Nach vier Stunden gab es nichts mehr zu essen. „Wir wurden geradezu überrannt“, erinnert sich Lopetra Möhle. Der Erfolg war grandios – als schien die Welt genau auf diesen etwas anderen Adventsmarkt gewartet zu haben.

Die Donnbronner gelten von jeher als offen und belastbar, sind für ein Fest stets zu haben. Der Zusammenhalt im Dorf ist so groß, dass Gemeinschaftsaktionen wie der Adventsmarkt geradezu mustergültig gestemmt werden können. „Was wir machen, das machen wir richtig“, heißt die Devise.

Wenn auch die Dimension des einzigen Marktes im Ort mit knapp 50 Ständen inzwischen größer geworden ist, an der Konzeption hat sich nichts geändert. Feilgeboten wird Regionales und Selbstgemachtes, keine Importware aus Fernost. Schon viele Monate vor dem ersten Adventssonntag wird in und um Donnbronn gebastelt, geschreinert, geklebt, gestrickt, gehäkelt, gekocht. Da verwandeln sich Holz, Stoff, Stroh und Papier in geschmackvollen Zierrat. Mit allerlei Leckereien wie Köstlichkeiten vom Wildschwein, Marmeladen, Honig, weihnachtlichen Backwaren sowie dem landwirtschaftlichen Frischsortiment vom Feld lassen sich die Vorratskammern der Kundschaft füllen. Akteure sind einzelne Familien und ganze Vereine, Sportler ebenso wie organisierte Patenomas und Kindergartengruppen. Schulklassen, die sich ein paar Euro für die Finanzierung ihres Ausflugs erhoffen sind mit großem Eifer bei der Sache in geräumten Garagen, Scheunen, Vorgärten. Die einzige Durchgangsstraße muss abgeriegelt werden, dafür ist die sonntags gesperrte Verbindungsstraße über die Waldheide geöffnet, damit auch Heilbronner bequem das Dorf erreichen können.Zum festen Bestandteil gehören unverändert eine Andacht mit dem Pfarrer, Vorträge von Gesangverein, Schülerchor und Bläsern. Wie viele Besucher am ersten Advent nach Donnbronn kommen, hat noch niemand gezählt. Auf jeden Fall aber ist es ein Vielfaches der Einwohnerzahl – und die ist innerhalb von sechzehn Jahren von 730 auf 962 angewachsen.

Ob Neubürger oder Alteingesessene, ob Jungspund oder reiferen Semesters – bei der finalen Adventsdisco gibt es keine Limits. Dieser stimmungsvolle Abschluss in einem Schuppen am Ortsrand, organisiert von der Dorfjugend, vereint alle Donnbronner, die dazu auch auswärtige Gäste willkommen heißen. Selbst Aktivisten, die sich tagsüber die Beine in den Bauch stehen, lassen sich von der Musik zu mindestens einem Tänzchen animieren.

Mit dem Erlös aus den Verkäufen haben die Donnbronner Marktleute eine lebensgroße Krippe schnitzen lassen, die im Wartehäuschen der Bushaltestelle aufgebaut wird.